2016, you son of a ...

Heute Nacht geht es vorüber.
2016
Meiner Überschrift entnehmend, muss ich sicherlich nicht drauf hinweisen, wie froh ich darüber bin.
Das letzte Jahr war hart, staubtrocken und hat mich des Öfteren in die Knie gezwungen.
Es hat direkt bezeichnend mit der Trennung von meiner letzten Partnerin begonnen und war direkt gefolgt von meiner zweiten Lungenembolie.
(das Sprichwort "aller guten Dinge sind drei" zieht hier nicht, liebes Schicksal!)
 But you loved her? Yes.
And she loved you? Yes.
Then why did it end?
Because love and compatibility are not always the same thing.

Fast das gesamte Jahr hindurch habe ich mit diesen zwei Schlägen gekämpft.
Immer wieder musste ich aufstehen und neue Kräfte generieren, wobei mein Körper nur nach Ruhe gerufen hat.
Ich musste ihn anschieben, meinen Geist stärker machen, als mein Körper es sein konnte.

Meditation und Sport haben mich dazu beflügelt.
Selbstfürsorge und Selbstliebe.
Someday you will look back at all the progress you've made
and be so glad you didn't give up when you felt like it was the only option you had.

Kurz darauf entdeckte ich eine weitere, wahnsinnig wichtige Komponente: Familie.
Allen voran meine Mama. (Ich liebe dich!)
Tochter der Tochter der Tochter


Genau diese Komponente war ausschlaggebend für alles, was mich wieder aufrecht hat gehen lassen.
Das Leben hat dieses Jahr viel für mich bereit gehalten, wenn es um meine Familie geht.
Dazu komme ich gleich noch einmal.

Um mich selbst wieder zu sehen und zu spüren, habe ich beschlossen hart zu arbeiten.
Jeden zweiten Tag hat mein Weg mich ins Fitnessstudio geführt, (Ausnahmen bestätigen Regeln)
 Ich habe begonnen Dinge für mich ganz allein zu erleben, allein auf Events zu gehen oder zu reisen, mir bewusst Auszeiten von Allem zu nehmen, die Alster zu umrunden, wenn mir die Decke auf den Kopf fiel und jeden Abend Tagebuch zu schreiben.
Der Weg war steinig, doch mit jedem Schritt wurde er klarer.
Ich wurde mutiger. Selbstbewusster.
Das habe ich in Bildern festgehalten.
Im beginnenden Sommer habe ich meinen ersten Teilakt shooten lassen, von der wundervollen und einfühlsamen Virginie. Dieser Schritt war sehr wichtig für mich.
If you love me, love me but don't you ever let me come.
When the roof is on fire you never let me know.
Say you're sorry, honey but you never really show.
And I can leave the party without ever letting you know.


Wenig später habe ich es dann selbst nochmal in einer noch freizügigeren Variante selbst nachgeholt.
Damit war der Neubeginn für mich persönlich besiegelt.

I hate sleeping alone.
Terrified with the lights out.
I hate living alone.
Talking to myself is boring conversation.
Me and I are not friends.
She is only an acquaintance.

Das Thema "Body Positivity" zog sich durchs Jahr und auch das Zeigen und Beschreiben meines Gefühls und Körpers gehörte dazu und hat mich voran gebracht.
Zu einem der wichtigsten Punkte auf dieser Reise komme ich im Sommer erneut ;)



Doch vorher sollte etwas wahnsinnig Bewegendes geschehen.
Stichwort: Familie
Am 5.Juni, nach 12 Jahren Schweigen und Einsamkeit, nahm ich meinen alten Vater in Empfang.



Begleitet von Angst, Selbstzweifeln und der Befürchtung für mich, meine Enstscheidungen, mein Äußeres und meine Sexualität einstehen zu müssen, begegnete ich ihm.
Wie es dazu kam, berichtete ich bereits in den Anfängen. Nun war es soweit.
Es brauchte keine Sekunde, bis wir uns erkannten, obwohl wir uns wirklich verändert hatten und hingegen meiner Befürchtungen traf ich einen absolut liebevollen, warmen Menschen an, der sogar begeistert mein neues Tattoo im Nacken begutachtete und mir ein Geschenk überreichte.
Meinen Teddybären, den ich vor 12 Jahren bei unserer schmerzhaften Trennung zurück gelassen hatte. Er hat ihm immer einen besonderen Platz in seinem Trailer gegeben und auf den Tag gewartet an dem er mir diesen zurück geben könnte.



Dieser Tag war gekommen und er war reich beschenkt von Sonne, Eiscreme, einer Hafenrundfahrt und meinem Neffen, der uns begleitete. Wunderschön!



Schon zuvor schlich sich, fast unbemerkt, eine wahnsinnig wichtige Person in mein Leben.
Pina.


"ooh unser erstes Bild.. Auf viele weitere "
Nach unserer ersten Begegnung im Mai trafen wir uns immer und immer mehr und wuchsen in diesem Jahr so sehr zusammen, dass wir von unserer eigenen Symbiose schon fast angeeckelt waren.
#Symbiosengirls
Zusammen machten wir wunderschöne Erinnerungen, von tollen Gesprächen, Feiern, bis zu gemeinsamen Tagestrips, Kochen, auf dem Balkon abhängen und träumen, für einander da sein
und letztendlich Pläne fürs Leben schmieden.



Was genau wir uns für unsere Zukunft ausgedacht haben, werdet ihr in Kürze auch mitgeteilt bekommen. Kleiner Hinweis; Niemand trägt ein Brautkleid dafür :D :D

Generell möchte ich mich in diesem Beitrag bei all meinen Freunden bedanken,
die mich auf diesem Weg begleitet haben.
Die mit mir durch die Tiefen gewatet sind und auf den Highs mitgesurft haben.

Danke, dass ihr mir zugehört, beigestanden und mich so tatkräftig unterstützt habt.
Dass ihr da wart, wenn ich mich selbst verloren, verleugnet oder vergessen habe.

Danke, dass ihr mir beisteht, wenn ich euch brauche und ich mit euch über mich lernen darf <3
Ihr seid die besten Menschen, die ich mir wünschen kann und selbst wenn unsere Wege sich in diesem Jahr getrennt haben und das mit Schmerz und Leid verbunden war,
so bin ich euch doch unendlich dankbar für das, was ihr mir gegeben habt
und wünsche euch alles Gute für euren weiteren Weg!



Und all den Freunden, die schon seit Jahren bei mir sind, möchte ich tiefste Dankbarkeit und Liebe aussprechen. Gerade in diesem Jahr durfte ich lernen, dass Freundschaft noch viel wertvoller ist als eine Liebesbeziehung. Dass sie beständiger ist und auf ganz anderen Ebenen wirkt.
Dass sie sich nicht auflöst, nur weil man sich eine Zeit lang nicht sieht.
Igor, Svenja, Mona, Franzi, Patchara und Alina, ihr dürft euch besonders angesprochen fühlen.





Danke!


Neben diesen wundervollen Menschen, war mein Jahr war begleitet von geilen Konzerten.
Beginnend mit Daughter, Melanie Martinez, PVRIS, gefolgt von Amanda Lepore, Peaches, Mykki Blanco, Doppelgang, Bring me the Horizon, Shura, The Kills, ein zweites Mal Daughter und ein zweites Mal Mumford and Sons.
Auch dafür bin ich sehr dankbar! Es waren viele kleine Geschenke, die ich mir selbst gemacht habe.





Der Sommer sollte es dann hin sich haben. Nachdem ich Jahre nicht mehr geflogen bin, ging es nun rund. Während seines Hamburgaufenthalts hat mein Vater beschlossen meine Schwester, meinen Neffen und mich auf einen Urlaub einzuladen und so hoben wir gemeinsam in Richtung Lettland ab. Riga, war das Ziel. 5 Tage.
Familie, Freiheit und Verbundenheit waren große Themen auf diesem Trip.



Ich bin mir und meiner Familie zu gleichen Teilen näher gekommen auf dieser Reise und meiner Familie näher zu kommen, heisst auch mich selbst zu verstehen.
 Wie ich bereits sagte; Familie ist ein Schlüssel.



Ebenso wichtig war es hier, in dieser fremden Stadt, in der kaum jemand englisch und erst Recht niemand deutsch sprach, Dinge allein zu tun. Trips allein zu machen und sogar allein in die einzige Gaybar der Stadt zu gehen. Wundervolle Erfahrungen, die meinen Selbstwert beflügelt haben.
Und das Fazit der Reise war "every journey changes you"



Kaum gelandet sollte es direkt zum nächsten Abenteuer aufgehen.
Das Milkshake Festival 2016!
Mit Selina brach ich also auf in Richtung Amsterdam, wo wir Julian (meinen ehmaligen Mitbewohner, welcher mittlerweile in Wien lebt) trafen.
"Bitches are reunited."


Vom Milkshake Festival hörte ich erstmalig auf dem Pride in Amsterdam in 2015, daheim schaute ich das Aftermovie des Jahres zuvor und war sofort zu Tränen gerührt.
Also war für '16 klar, wo wir sein müssten.

Dank einer Bewertung auf Facebook wusste ich "this is the place to truly be yourself and get accepted for it" und auch aufgrund des Videos war sicher, dass ich durchdrehen durfte und so forderte ich mich selbst ein großes Stück heraus und wollte mir und den anderen zeigen, welche großen Schritte ich in Richtung Selbstakzeptanz gemacht hatte und kaufte einen Jumpsuit.
Für mich ein sehr großer Deal. (dazu auch noch ärmellos)



Zum Look gehörte für mich noch ein ordentliches Dragmakeup und meine selbstgebastelte Sea Shell Crown. Ich wollte eine tropische Mischung aus Divine, Ursula und Kim Chi sein. Für meinen Anspruch war die Mission geglückt.



Wir waren nicht ausschliesslich zum Feiern, sondern auch zum Arbeiten dort und so entstand ein Video, in welchem ich unsere Eindrücke und Erlebnisse festhalten konnte.
Mein persönliches Highlight war es in der ersten Reihe vor der wundervollen Amanda Lepore stehen zu können, während diese sich entblätterte. Ein Wunsch, den ich schon Ewigkeiten hatte: Diesen Menschen einmal live und in Farbe zu sehen.



Am zweiten Tag gaben wir drei uns völlig dem Vibe des Festivals hin und es wurden Regenbogenflaggen, rosa Kleidungsstücke, Blumen im Haar und jede Menge Glitzer aufgefahren, denn wir hatten unseren Frieden gefunden. Für uns waren diese zwei Tage ein Ausflug in den Himmel auf Erden. So viel Liebe, friedliche und glückliche Menschen, so viel Gay Acceptance und Celebration hatte ich noch nie nie erlebt und es war überwältigend schön.
So viele schöne (weil zufriedene) Menschen an einem Ort.
Mein Herz wollte platzen!



Es stand und steht ausser Frage, dass ich 2017 wieder dabei sein muss. Für Julian gilt das selbe ;)

Direkt nach meiner Rückkehr durfte ich auf meine eigene Ausstellung "Typisch Lesbe?!" gehen, welche ich (leider) aufgrund meines Ausflugs nicht aufbauen konnte und so rahmte ich einmal neu und konnte am dritten Ausstellungstag so auffahren, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Manchmal macht einem die Organisation ja einen Strich durch die Rechnung.



Dennoch war es eine wunderschöne Erfahrung meine Werke gerahmt in einem Raum vor Menschen zu präsentieren und dies auch noch im Rahmen des Hamburger CSD machen zu können.
Großartig!
Schon seit Beginn des Jahres wurde eine Dokumentation über mich gedreht und auch zu diesem Event kamen die Damen, um mich dazu zu befragen. Ein wunderschönes Gefühl!



Da ein Event das nächste jagte, folgte direkt der Dyke March, der erstmalig in Hamburg stattfand.
Da ich ohne Bike und Führerschein (NOCH) nicht bei den Dykes on Bikes mitfahren konnte (ein großer Traum von mir), schnappte ich mir kurzerhand meinen Cruiser, bastelte mir ein passendes Outfit zusammen und zog los. Vor Ort wurde ich direkt von einer Dame von der MOPO angesprochen und lag einen Tag später in den Zeitungsläden der Stadt aus. Manchmal ist das Leben seltsam.



Direkt am Tag darauf folgte der alljährliche Hamburger CSD.
Die letzten Jahre führte ich hier immer den Wagen des 136 Grad an.
Dieses Jahr wollte ich ganz privat sein und die Parade als Besucher erleben.



Hierfür gesellte ich mich zu den lieben Menschen vom Junglesbenzentrum, mit denen ich auch am Vortag schon eine großartige Zeit hatte und die den Rest des Jahres noch ein wichtiger Teil meines Lebens werden sollten. <3






Der Prozess der Trennungsverarbeitung schritt weiter voran. Ich heilte.
"Es hat eben kurz weh getan, aber weisst du..
Das Panorama an der Alster, die sanften Wellen, die zu meinen Füßen plätschern, der Sonnenuntergang, die laue Luft und die Gespräche der Leute, die durch die Luft neblig zu mir getragen werden, sind grad so zauberhaft, dass ich garnicht leiden mag"

Der Beschluss war klar. Ich wollte geradeaus schauen, voran gehen und mir selbst unendlich gut tun.
Zeit für mich und meinen Prozess waren grundlegend wichtig dafür.
Als ich es verinnerlicht hatte, war es Zeit für mich ein Manifest zu setzen. Unter meiner Haut.



2016 floss viel Tinte.




Wie ich schon zu Beginn des Jahres und im Sommer in Riga feststellen durfte, tat der Kontakt zu meiner Familie und das Ausgraben meiner Wurzeln unendlich viel für mich.
Nicht, dass ich das nicht schon im Laufe meiner Ausbildung immer wieder erkannt und behandelt hatte, aber ich machte mehrfach aus Theorie Praxis und so machte ich mich im Oktober mit meiner geliebten Oma auf nach Polen, um ihre Geschichte nicht nur zu hören, sondern auch zu erleben.

Nach einer quälenden 12 Std Busfahrt (welche meine Oma mit Leichtigkeit machte) erreichen wir Ciechocinek. Hier verbrachten wir eine Woche und erkundeten all die Orte, die für ihr Leben entscheidend waren. Der Hof auf dem sie groß geworden war, der leider nicht mehr stand, ihre Grundschule, den Ort von dem ihre Flucht began und das verwucherte Grab meiner Ur-ur-Großmutter



Es war verankernd all diese Geschichten von ihr zu hören und es schweisste uns richtig zusammen.
Tatsächlich war es so schön, dass ich die Rückfahrt versemmelt habe und wir einen Bus nachbuchen mussten und einen Tag verspätet zurück kamen.
Meine Stücke kamen zusammen und das Bild formte sich immer klarer.  Ich wagte Neues.



Ich liess es zu mich auch mal ein wenig maskuliner zu kleiden, ohne Angst zu bekommen meine Identität zu verlieren. Es passierte etwas gegenteiliges. Ich fand ein wenig mehr von mir wieder.
Ich began wieder alte Musik zu hören, mehr zu lesen, mich umzugestalten.
Für mich unsichtbar habe ich mich komplettiert
und den neuen Wind genutzt, um die Richtung zu ändern.



Der viele Sport, die geänderte Ernährung, die viele Selbstfürsorge sorgten dafür, dass ich langsam jemand Anderes wurde. Dies konnte ich auch sehen.

Ich trug auch weiter aktiv zur Veränderung meines Äusseren bei,
indem ich drei neue Löcher in mein Gesicht machen liess.



Piercings stehen für mich immer als Metapher für etwas. Die drei Löcher unter meiner Lippe standen für drei vergangene Beziehungen, mit denen ich dieses Jahr wirklich abschliessen wollte und so wichen sie und machten Platz für Neues. Neue Piercings, die dieses Mal nur für mich sein sollten.

Mein Zimmerchen und ich feierte Einjähriges.


Er war wieder ganz meiner geworden und nicht der Schauplatz eines einschneidenden Erlebnisses.
Mein Rückzugsort, meine kleine heile Welt. Mitten im Geschehen.


Ich lernte "We've all been broken. That's how the light gets in"

Zum Beginn des Dezembers durfte ich meine Ausstellung "Typisch Lesbe!?" erneut präsentieren.
Dieses Mal im Rahmen der Partyreihe "Freya" im Häkken, direkt auf der Reeperbahn.
Im Rahmen meiner Ausstellung erweitere ich die Portraits durch die der Besucher*innen.
Alle Fotos habe ich auf meiner Facebookpage veröffentlicht.



Und so neigte es sich langsam dem Ende zu.
Die Vorprüfung meiner Ausbildung stand an, all das Gelernte der letzten 3 Jahre wurde geprüft
und ich hätte bestanden. Für die Vorprüfung hatte ich wundervolle Guuurls im Gepäck!
Danke für diese erlebnsreiche Woche!



Nun gilt es diese Prüfung im Februar richtig und bestens abzulegen,
um auch meine letzte Aufgabe hier erledigt zu haben.



Ein ganz besonders wichtiges Highlight für mich war das Weihnachtsfest.
Persönlich bedauere ich extrem, wie gespalten und verteilt meine Familie ist und bereits im letzten Jahr habe ich vergebens versucht ein Weihnachtsfest auf die Beine zu stellen. Aber der gemeinsame Wunsch von meiner Oma und mir scheint Wunder bewirkt zu haben und so gab es diese Weihachten wirklich ein Familienfest. Friedlich und besinnlich, wie man es sich wünscht. Mit genügend Raum für jeden, er/sie selbst zu sein. Eine wahre Bereicherung für uns alle. <3



2016, du hast mir Höhen und Tiefen beschert.
Mir gezeigt, worauf es ankommt und mich wahnsinnig reifen lassen.
Mit dem, was du mir gelehrt hast, bin ich bereit 2017 zu rocken!
Also bringen wir das zu Ende ;)




Die Aussichten für 2017 sind schon vielversprechend
und geben mir Motivation und Antrieb.
Was genau kommen wird, erfahrt ihr in Kürze!


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